Am 19. und 20. Oktober stand eine Premiere für uns auf dem Plan, denn wir konnten uns für das diesjährige Workingtest Saisonfinale der Beginner qualifizieren.
Pünktlich am Sa um 7:45 Uhr waren wir am Gelände bei Spiesen im Saarland und fanden den gut ausgeschilderten Parkplatz vor dem Suchenlokal ohne Probleme. Ein kurzer Plausch mit dem Helfer, der die Autos einwies, half bei der weiteren Orientierung. Im Suchenlokal war noch nicht viel los, da wir etwas früher vor Ort waren. Die erforderlichen Papiere waren okay - allerdings war der Chip bei Odin nicht leicht zu finden und so dauerte es ein paar Minuten, bis wir unser personalisiertes StarterPack ausgehändigt bekamen. Danach hatten wir noch etwas Zeit und suchten nach einer ruhigen Stelle für ein kleines Warmup. Bei unserer Rückkehr war der Parkplatz sehr gut gefüllt und Michèle eröffnete gegen 9:00 Uhr den WT, mit der Vorstellung aller 4 Richter und allen wichtigen organisatorischen Informationen für das Wochenende.
Ich hatte nicht besonders gut geschlafen und die Nervosität war ungewohnt hoch. Das grosse Starterfeld und das Wissen darum, dass alle Teams schon ihr Können auf hohem Niveau unter Beweis stellen konnten, machte es nicht besser - so ein Finale ist etwas Besonderes. Von den 53 Teams hatten wir die Nr. 30 und waren damit der erste Starter in unserer Gruppe(3). Nachdem Werner Haag aus der schönen Schweiz die Aufgabe für die gesamte Gruppe erklärt hatte, sollten ihm die ersten beiden Teams folgen. Wir standen nun ca. 15m vom Waldrand entfernt und beobachteten ein langes Treiben durch den Wald. Danach wurde der 2. Hund angeleint und ausser Sicht geführt und wir mussten zwei Dummys aus der Verlorenensuche finden. Dummy eins kein Problem. Dann setze ich Odin zur Suche auf den 2. Dummy an, strecke den Arm lang aus und sagte (statt "such") SITZ. Odin zuckte kurz, blieb in seiner Startstellung und schaute über seine rechte Schulter, fragend zu mir hoch ??? .... SUCH ... meinte ich natürlich. Die Suche nach dem 2. Dummy dauerte etwas länger, stellte aber kein Problem dar. Anleinen, durchatmen und bloss weg hier.
Auf dem Weg zu Simone Hahn, ging mir das falsche Kommando nicht mehr aus dem Kopf aber wir waren sehr gut gestartet und das gab Sicherheit und etwas Ruhe. In der 2. Aufgabe gab es zwei Markierungen zu arbeiten und dazwischen ca. 15m Fussarbeit. Für die 2. Markierung musste Odin durch tiefes, sumpfiges Gelände und das Dummy an einem dahinterliegenden, leicht ansteigenden Hang einsammeln. Für die 1. Markierung (die als Zweite gearbeitet wurde) drehten wir uns ca. 90° Winkel zum Sumpfgebiet zurück. Gut ausgerichtet auf die Fallstelle, hatte Odin mit dem Einsetzen meines Suchen-Pfiff keine Probleme das Dummy zu finden. Jetzt waren wir im Flow und konnten, gut aufgelegt zur nächsten Aufgabe spazieren.
Die nächste Aufgabe konnte ich auf dem Weg zur Wartezone schon von dem schönen Aussichtspunkt, neben dem Suchen Lokal aus weiter Entfernung beobachten. Auf einer weiten Wiese gab es ein kurzes Mark zu arbeiten, 10m Fussarbeit und ein weites, langes Mark zu holen. Der Weg dorthin führte über die alten Fallstellen. Charlotte Derungs begrüsste mich herzlich mit ihrem Schweizer Akzent und erklärte kurz die Aufgabe. Mark eins wurde völlig selbstständig gearbeitet und für das 2. Markt gab es für Odin einen kurzen Push, um sicher über die Fallstellen zu laufen. Danach arbeitete er ohne weitere Unterstützung zu Ende.
Jetzt war meine Stimmung schon viel besser und die letzte Aufgabe des ersten Tages stand an.
Mitten im Wald versteckt, hatte Barbara Reppermund eine Lichtung mit einem kleinen Weiher gefunden, wo eine Verlorenensuche stattfinden sollte. Zum Start gab es wieder ein paar Meter Fussarbeit. Wir stoppten, dann erst erklärte Barbara die Aufgabe und ich schickte Odin zur ersten Suche. Im hinteren Teil der Lichtung wurde er fündig und bekam auf dem Rückweg schon Geruch von einem Dummy im Weiher in die Nase. Nach der Abgabe fiel im 90° Winkel ca. 10m entfernt von uns ein Schuss ohne Dummy. Dann gab es die Freigabe für die 2. Suche. Odin steuert direkt auf den Weiher zu und holte sich das letzte Dummy des Tages. Barbara und ich lachten kurz zusammen auf, weil uns beiden klar war, dass sich Odin schon auf dem Rückweg das Dummy im Weiher ausgeschaut hatte.
Jetzt fiel die gesamte Anspannung des ersten Tages ab. Ich freute mich sehr über unsere solide Leistung aber man weiss ja nie zu 100% was die Richter eventuell noch gesehen haben könnten. Gegen 15:00 Uhr versorgte ich Odin im Auto und schaute mir noch ein paar Teams bei der Arbeit an. Im Gespräch mit anderen Teilnehmern über den Tag, hörte man raus, dass ich mit meiner anfänglichen Nervosität nicht allein war und viele (Hund und Mensch) völlig erledigt vom langen Tag und der ersten Aufgaben waren. Am Nachmittag liessen wir den Samstag im Suchenlokal mit Kaffee, Kuchen, Bratwurst, Bier und Suppe ausklingen. Als kleine Überraschung durfte jeder Richter noch den Hund auszeichnen, der ihm am ersten Tag am besten gefallen hatte.
Der Sonntag startete um 8:45 am Suchenlokal. Wir waren wieder etwas früher für ein kleines Warmup vor Ort. Ich war ausgeschlafen und weniger nervös als am Vortag. Wir starteten wieder bei Werner Haag auf einer grossen, langgezogenen Wiese am Waldrand. Es war sehr neblig und die Sichtverhältnisse grenzwertig. Vor uns lagen ca. 50m Fussarbeit. Ein Schuss nach 15m vor uns, in weiter Entfernung. Nach weiteren 20m gab es einen Schuss hinter uns am Waldrand, das 1. Mark fiel und wurde gearbeitet. Dann liefen wir den letzten Teilabschnitt und ein weiterer Schuss fiel in unserer Laufrichtung. Das Dummy flog durch den Nebel und landete nicht sichtig hinter einer leichten Erhebung. Odin hatte die Landung des Dummy gehört aber nicht wirklich gesehen und benötigte daher etwas Hilfe, um im Suchbereich zu bleiben. Durch die leichte Erhebung war der Hund ausserdem zeitweise ausser Sicht, was die Suche zusätzlich erschwerte.
Der Start war geglückt und wir machten uns auf zur Station zwei bei Simone Hahn. Auf dem Weg dorthin kam mir schon ein etwas deprimiertes Team entgegen, die ihre erste Null kassiert hatten und mir von einer Doppelaufgabe berichteten. Die Nervosität in mir stieg wieder merklich an, denn in Doppelaufgaben haben wir leider nicht die Stabilität und Sicherheit wie bei anderen Bereichen.
Nachdem uns Simone die Aufgabe erklärte hatte, nahmen wir unsere Startplätze im Sumpf ein und standen knöcheltief im matschigen Wasser. Ein Schuss fiel und eine Doublette flog ca. 20m von uns entfernt, in hohen Bewuchs. Odin startete als erster und holte selbstständig das Dummy. Nachdem wieder beide Hunde in der Startposition waren, wurde der 2. Hund freigegeben. Leider startete auch Odin erneut und wurde von mir zurückgerufen. Simone machte eine kurze Pause, damit sich beide Hunde beruhigen konnten und stellte die Aufgabe leicht um. Odin blieb an der Leine, der 2. Hund bekam eine neue Doublette und arbeitet die Aufgabe selbstständig. Danach wurden die Plätze getauscht und wir drehten uns in die entgegengesetzte Richtung. Dort wurde erneut eine Doublette gearbeitete, Odin zuerst und Hund 2 holte punktgenau den letzten Dummy der Aufgabe.
Nun waren wir aus dem Rennen und ich brauchte ein paar Meter, um das zu verarbeiten. Bei Charlotte Derungs angekommen war der Frust aber schon wieder etwas verflogen und wir konnten uns auf die nächste Aufgabe konzentrieren. Dort starteten wir auf einer grossen Wiese, ca. 20m vor dem Waldrand. Ein Schuss und das Dummy flog im Wald in einen hoch bewachsenen Bereich mit Farne. Wir drehten um 180°und liefen am Fuss in die entgegengesetzte Richtung, nach 15m drehten wir wieder auf das Mark und holten es rein. In der Zwischenzeit wurde ein Memory nachgelegt und als wir wieder auf der Startposition waren, fiel erneut ein Schuss. Mit Freigabe holte Odin das 2. Dummy selbstständig.
Auf dem Weg zur letzten Tagesaufgabe sprach ich noch mit dem einen oder anderen Teilnehmer über die Aufgaben und hörte raus, dass sich leider einige gute Teams, im Verlaufe des Tages eine Null eingehandelt hatten. Das Niveau schien im Vergleich zum Samstag nochmal erhöht worden zu sein. In der letzten Aufgabe bei Barbara Reppermund mussten von einem Waldweg aus, hinab in eine flache, weite Senke, zwei Einzelmarkierungen gearbeitet werden. Mark eins fiel nach links in einen Bereich mit Büschen und wurde von Odin schnell gefunden. Mark zwei fiel nach rechts auf den Waldboden. Von der Startposition aus versperrten ein paar Bäume die direkte Sicht auf die Fallstelle, so dass ich Odin sicherheitshalber mit einem Suchpfiff einwies. Nach einer kurzen Suche brachte er mir das letzte Dummy des Tages sicher in die Hand.
Mit gemischten Gefühlen machte ich mich auf den Weg zurück zum Fahrzeug und wartete noch auf die drei anderen of Hunterstone Teams für ein Familienfoto. Danach begaben wir uns in das Suchenlokal. Neben Essen und Getränken gab es am Sonntag auch allerlei für die geliebten Vierbeiner zu kaufen. Die Auszählung der Ergebnisse ging sehr zügig vonstatten und gegen 16:00 Uhr ging es dann noch ins Stechen.
Im Stechen wurde ein Mark in ca. 100m Entfernung auf einer weiten Wiese gearbeitet. Da aber beide Hunde die Aufgabe ohne Probleme und erkennbare Unterschiede lösen konnten, gab es noch eine zweite Runde. Diesmal flog das Dummy ca. 70m entfernt in einen Baum, prallte ab und landete kurz vor dem Waldrand. Beide Hunde konnten die Fallstelle nicht auf Anhieb finden, suchten das Gebiet aber ohne Hilfe ab und brachten das Dummy zurück. Für mich war kein klarer Unterschied zu erkennen aber die Richter hatten ihren Sieger im Stechen gefunden.
Nachdem alle wieder im Suchenlokal Platz genommen hatten, begann die Siegerehrung. Nach der Verkündung der Plätze 10-4 und dem Judge's Choice, wurde zu meiner Überraschung auch der Lucky Loser mit der höchsten Punktzahl ausserhalb der Wertung verliehen. Mit 131 von 160 Punkten wurde uns diese Ehre zu teil und ich durfte unseren Trostpreis in Empfang nehmen. Nachdem die drei Besten dieses Final WTs gekürt wurden, gab es noch die obligatorischen Siegerfotos und alle Teilnehmer konnten, nach einem langen und intensiven Wochenende mit vielen positiven Eindrücken und neuen Erfahrungen, den Heimweg antreten.
Vielen Dank für dieses großartige Erlebnis. Das weitläufige und abwechslungsreiche Gelände bot viele Möglichkeiten für unterschiedlichste Aufgaben. Die Organisation durch den BZG Saarland war hervorragend, das Gelände gut ausgeschildert, der Kontakt sehr persönlich und wir waren jederzeit gut versorgt. Michèle Wassmuth und ihr Team waren tolle Gastgeber und die vielen freiwilligen Helfer haben die ganze Veranstaltung erst möglich gemacht. Darüber hinaus geht mein Dank auch an unsere vier Richter’innen, die vielen Sponsoren, dem Jagdverein und Reviergebern.
Konstantin Lent mit Odin of Hunterstone